Bundespreis UMWELT & BAUEN des Bundesumweltministeriums für ein Projekt von Architekt Claus Krüger, die Sonnenscheune in Plottendorf

Wie mit einer hohen energetischen Zielsetzung, historische und denkmalgeschützte Bauwerke saniert werden können, zeigt äußerst eindrücklich das Projekt der „Sonnenscheune“. Das sich in Familienbesitz befindliche Objekt wurde im Passivhausstandard (entspricht KfW 40 Plus) saniert. Es erfüllt dabei die Anforderungen des Denkmalschutzes durch die Verwendung nicht nur lokaler, sondern auch nachwachsender Rohstoffe. Auch traditionelle Bauweisen konnten bei der Sanierung eingesetzt werden. Das Haus-in-Haus-Konzept ermöglichte die Realisierung des Passivhausstandards. Der noch benötigte Energiebedarf erfolgt zu 100 % erneuerbar. Die benötigte Wärme wird vor Ort über Solarthermie und über einen mit Stückholz betriebenen Naturzug-Holzvergaser gedeckt. Die Photovoltaikanlage erzeugt ca. 60 % des Strombedarfs. Das ökologische Konzept forderte neben dem minimierten Energieverbrauch, auch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe und die Verwendung schadstoffarmer Baustoffe. Der Ausbau erfolgte daher in Form von Holz, Holzwerkstoffen, Holzfaserdämmstoffen Lehmbauplatten und Lehmputz und mineralischen Anstrichen.

 

(Begründung der Jury für den Preis)

 

 

Ein Sonnenhaus ist ein Gebäude dessen gesamter Energiebedarf durch die Sonne gedeckt wird. In Plottendorf (Thüringen) steht nun ein solches Gebäude nicht als Neubau auf der grünen Wiese, sondern in einer bisher brachgelegenen denkmalgeschützten Scheune eines Altenburger Vierseithofes. Die Umnutzung und Wiederbelebung des Gebäudes trägt zur Begrenzung des Flächenverbrauchs und zum Erhalt von landwirtschaftlicher Nutzfläche und natürlichen Lebensräumen bei. Nachdem das Projekt bereit einen Denkmalpreis bekommen hat erhält der Architekt Claus Krüger für diese Projekt jetzt einen Bundespreis UMWELT & BAUEN des Bundesumweltministeriums für das erste energieautarke Wohnhaus in ökologischer Bauweise im denkmalgeschützten Bestand.

 

Der Bundespreis UMWELT & BAUEN zeichnet gelungene Projekte in unterschiedlichen Kategorien aus. Eine unabhängige Jury hat aus den zahlreichen Einsendungen vier Preisträger für den Bundespreis ausgewählt und sieben weiteren Projekten Anerkennungen ausgesprochen. Diese wurden am 29. September 2020 durch den Parlamentarischen Staatssekretär des Bundesministeriums für Umwelt, Florian Pronold, und Bundesamt-Präsident Prof. Dr. Dirk Messner im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 29. September prämiert. Durch das Programm führte der TV-Moderator und Meteorologe Sven Plöger. Die Veranstaltung wurde als Livestream ausgestrahlt, denn sie fand coronabedingt bedauerlicherweise ohne externes Publikum statt. Ausschnitte der Preisverleihung und Kurzprofile der prämierten Projekte sind auf der Website des Bundespreis UMWELT & BAUEN veröffentlicht.

 

www.umweltbundesamt.de/bundespreis-umwelt-bauen-preistraeger#--7

 

 

 

Hintere Reihe (von links): Andreas Wohlfarth und Claus Krüger (Architekten der Sonnenscheune), Prof.  Timo Leukefeld (Energieberater, Sonnenhaus),  Birgit Keller (Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Thüringen),  Uwe Melzer (Landrat Altenburger Land),  Klaus Herrmann (Bürgermeister Treben), Michael Erler und Axel Erler (Bauherren). Vordere Reihe; Kinder des Kindergartens in Treben.  Mittlere Reihe: Symbol für Nachhaltigkeit - Sonnen.

LEIPZIGER VOLKSZEITUNG 29.08.2019

Die Sonnenscheune in Plottendorf und der Pfarrhof in Mehna: Diese zwei Objekte ganz unterschiedlicher Art haben dank der Ausdauer ihrer Eigentümer zu alter Schönheit und neuem Nutzen gefunden. Das Engagement wird jetzt belohnt. Die diesjährigen Denkmalpreisträger des Landkreises stehen fest: Die Eigentümer der Sonnenscheune in Plottendorf und des Pfarrhofs in Mehna werden im Zuge des Tages des offenen Denkmals nächste Woche für ihre Arbeit ausgezeichnet.  Sowohl Familie Erler in Plottendorf als auch Steffen Glathe in Mehna haben mit außergewöhnlicher Energie und Ausdauer  in historische Bausubstanz investiert – „mit dem Ergebnis, dass Mehna sein ortsbildprägendes Schmuckstück zurückbekommen 

hat und in Plottendorf eine Scheune im denkmalgeschützten Vierseithof zu einem grandiosen Energie-Plus-Wohnhaus geworden ist“,  würdigt Beatrice Müller vom Landratsamt. In Plottendorf übernahm Familie Erler den Vierseithof als Erbengemeinschaft, gründete 

die Hofgut Erler GbR. Das Ziel, den Hof möglichst originalgetreu zu erhalten und zugleich in die Moderne zu führen, ist nun erreicht.  Insbesondere die sogenannte Sonnenscheune gilt als Vorzeigeobjekt – ausgestattet mit einer komplett autarken Wärmeversorgung. Die Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement in der Denkmalpflege im Altenburger Land wird am 6. September im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals in der Altenburger Brüderkirche vergeben. Auch der Johann-Georg-Hellbrunn-Preis 

der Stadt Altenburg wird bei dieser Gelegenheit verliehen.

Von Kay Würker


Hofgut Erler GbR 
Presseinformation 
Die Sonnenscheune – autark und vernetzt in die Zukunft: Hofgut Erler GbR schließt Bau des ersten energieautarken Wohnhauses in ökologischer Bauweise im denkmalgeschützten Bestand erfolgreich ab.  
Gemeinsam mit den projektbeteiligten Partnern und unter Anwesenheit der Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft Frau Birgit Keller sowie des Landrates des Altenburger Landes Herrn Uwe Melzer findet am 2. September 2019 um 15.00 Uhr der  Projektabschluss an der Sonnenscheune in Plottendorf statt.  
Die Hofgut Erler GbR – das sind die Familien von Siegfried, Axel und Michael Erler - verfolgt seit 2012 das Ziel, den ortsbildprägenden Vierseithof in Plottendorf mit einem generationsübergreifenden Ansatz langfristig zu sichern und gleichzeitig durch moderne  Umbrüche zukunftsfähig zu gestalten. Die Familiengesellschaft hat zur Schaffung von Wohnraum die alte brachliegende Scheune des Hofes in ein passives Sonnenhaus mit autarker Energie- und Wasserversorgung umgebaut. Erster Spatenstich war im Oktober 2016 und nach drei Jahren Bauzeit kann das innovative Projekt jetzt erfolgreich abgeschlossen werden.  
Das Sonnenhaus ist ein Haus dessen gesamter Energiebedarf (Wärme, Warmwasser und Strom) weitgehend durch die Sonne gedeckt wird. In Plottendorf steht nun ein solches Haus nicht etwa als Neubau auf der grünen Wiese, sondern in einer bisher brachgelegenen denkmalgeschützten Scheune eines Altenburger Vierseithofes. Die Umnutzung und Wiederbelebung des Gebäudes trägt damit zur Begrenzung des Flächenverbrauchs und zum Erhalt von landwirtschaftlicher Nutzfläche und natürlichen Lebensräumen bei.  
Herzstück des Gebäudes ist ein thermischer Langzeitspeicher mit einem Wasservolumen von 12.690 Litern. Dieser wurde bereits am 15. Juni 2017 in einer spektakulären Aktion in die Gebäudehülle eingehoben. Der Speicher ist in der Lage etwa 1.000 kWh Energie in Form von Wärme zu speichern. Diese wird mit Hilfe von Kollektoren auf der Richtung Süden liegenden Dachfläche gewonnen und steht dann bis weit in den Winter hinein zur Verfügung.  Die im Januar und Februar nötige, geringfügige Nachheizung wird durch einen wassergeführten Kaminofen mit Stückholz sichergestellt. Eine Besonderheit ist, dass die dafür nötige Holzmenge von ca. zwei bis drei Raummetern pro Jahr (im Energiegehalt vergleichbar mit ca. 200 L Heizöl) klein genug ist, um sie auf dem zum Hof gehörenden Grundstück zu gewinnen. Die Sonnenscheune ist somit in Punkto Wärmeversorgung zu 100% unabhängig. Die sommerlichen Wärmeüberschüsse werden zukünftig auf die anderen Gebäude des historischen Gebäudeensembles übertragen und gehen dadurch nicht verloren, sondern führen zu weiteren Energieeinsparungen bei den dort verbauten, noch herkömmlichen Heizungsanlagen. 
Neben Wärme wird auf dem Dach der Scheune auch Strom gewonnen, der in einer ausreichend dimensionierten Batterie ebenfalls vor Ort gespeichert und verbraucht wird. Über eine vorhandene Ringleitung wurden alle Gebäude des Vierseithofes vernetzt und an die Versorgung mit Eigenstrom angeschlossen. Die Stromversorgung des Hofes erfolgt jetzt zu  ca. 70% durch den selbst erzeugten Strom. Die Scheune wird dadurch zur erneuerbaren Energiequelle für den gesamten Hof.  
Denkmalschutz schonend umgesetzt - Das Fachwerk in der Nordwand und Teilen der Südwand der Scheune wurde in historischer Bauweise mit zimmermannsmäßigen Verbindungen (Zapfen, Blätter und Holznägel) rekonstruiert, ausgestakt und mit Strohlehm ausgefacht. Die Giebel, ein Gewölbekeller, sowie Teile von Sandsteinmauern wurden erhalten und saniert. Der Dachstuhl wurde mit Hilfe eines innovativen Reinigungsverfahrens schonend mit einem Druckstrahl aus gefrorenem Kohlendioxid (Trockeneis) gereinigt.  
Für den Bau des passiven Innenhauses (Haus-in-Haus) im denkmalgeschützten Bestand wurden vorwiegend nachhaltige und ökologische Baustoffe wie Holz, Lehm und Glasschaum eingesetzt, die auch für ein angenehmes Raumklima sorgen. Das Innenhaus in Passivhaus- Standard zeichnet sich durch eine hohe Luftdichtheit aus und verfügt über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und einem Wirkungsgrad von mehr als 90%. Das Lüftungsgerät fördert bedarfsgerecht zwischen 70 und 460 m3 frische Luft pro Stunde.  
Die Projektumsetzung erzielt zahlreiche Synergieeffekte in der lokalen Umgebung. Zum Beispiel konnte im Zuge der Zuführung eines gigabitfähigen Breitbandanschlusses über Glasfaser (Fibre-to-the-home) in Kooperation mit der Gemeinde Treben und der Firma Drahtlos-DSL GmbH Mittelsachsen die Ortschaft Plottendorf und Teile von Trebanz an das schnelle Internet angeschlossen werden. Per Richtfunk werden seit Mitte 2017 auch die Ortschaften Fockendorf und Pahna von Plottendorf ausgehend mit schnellem Internet versorgt.  
Die den Hof umgebenden Auewiesen werden durch extensive Beweidung mit Leineschafen gepflegt. Familie Erler ist Mitglied im Landesverband Thüringer Schafzüchter e.V. und unterstützt mit 10 Mutterschafen die Erhaltungszucht dieser vom Aussterben bedrohten regionalen Landschafrasse. In Kooperation mit der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg e.V. und dem Bioland-Hof der Familie Rauschenbach in Remsa werden derzeit weitere umliegende Grünlandflächen dem ökologischen Landbau zugeführt.  
Regelmäßig am zweiten Sonntag im Oktober findet ein Mosttag auf dem Vierseithof in Plottendorf statt. Dieser bietet in der Region die Möglichkeit haltbaren Saft aus eigenen Äpfeln herzustellen, wodurch das Bewusstsein für alte Obstsorten und regionale Produkte wiederbelebt wird.  
Die Revitalisierung einer bestehenden Scheune zu einem energieautarken Wohnhaus ist ein Beispiel für eine zukunftsorientierte nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum. Die Sonnenscheune kombiniert beispielhaft die Sicherung historischer Bausubstanz mit einer modernen ökologischen Bauweise, dem Einsatz erneuerbarer Energien und trägt dazu bei, den Flächenverbrauch zu begrenzen.  
Der Freistaat Thüringen und die Europäische Union beteiligen sich an diesem Projekt im Rahmen der ELER-Förderung. 
Architekten – Claus Krüger und Andreas Wohlfarth  
Herr Dipl.-Ing. Claus Krüger ist Architekt, Passivhausplaner, Energieexperte und gemeinsam mit der Hofgut Erler GbR der Ideengeber für das vorliegende Projekt. Herr Krüger - verfügt über eine langjährige Erfahrung im nachhaltigen und ökologischen Planen und Bauen und ist zusätzlich anerkannter Sachverständiger für energetische Fachplanungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausführkontrolle (BAFA).  
Herr Andreas Wohlfarth ist Freier Architekt mit Sitz in Kreischa bei Dresden und arbeitet in Form einer Bürogemeinschaft mit Hr. Krüger sowie Hr. Jürgen Becker zusammen. Das Büro hat in den letzten Jahren eine große Bandbreite unterschiedlicher Projekte bearbeitet, von Wohnhäusern über Umnutzungen ländlicher Bausubstanz, Sozialbauten für Behinderte, Veranstaltungsräumen über Kirchensanierungen bis hin zu einem Aussichtsturm in der Sächsischen Schweiz. Hr. Wohlfarth ist Vorstandsmitglied der Architektenkammer Sachsen.  
Experte für Energieautarkie – Prof. Timo Leukefeld  
Herr Prof. Timo Leukefeld ist ein deutschlandweit anerkannter Energieexperte, der den Bauherren (Hofgut Erler GbR) projektbegleitend fachlich berät. Prof. Leukefeld ist Experte für energetisches Wohnen, Energieautarkie und zusätzlich offiziell anerkannter Energiebotschafter der Bundesregierung. Er berät Bauherren bei der Planung und Sanierung konkreter Bauprojekte in Fragen der Zukunftsgestaltung stets mit Blick auf Energie und  Ressourcen.